Vom heimischen Wohnzimmer aus: Tiermedizinische Beratung ohne Wartezimmerstress

Geht es unseren Haustieren einmal nicht gut, sind wir schnell beunruhigt. Hier nehmen wir gerne den Weg zum Tierarzt oder zur Tierärztin in Kauf. Hauptsache, unserem geliebten Familienmitglied wird schnell geholfen. Doch oft ist dieser Besuch mit Stress für das Tier verbunden. Durch die ungewohnte Umgebung mit fremden Tieren und neuen Gerüchen fühlen sich unsere geliebten Vierbeiner schnell unwohl oder sind verängstig. Immer mehr Tierärzt:innen setzen, wie auch längst die Humanmedizin auf Videosprechstunden. Diese telemedizinische Beratung wird unter Tierhalter:innen immer beliebter und ist durch die Bundestierärztekammer aktuell noch stark eingeschränkt. Doch welche digitalen Service-Leitungen dürfen Tierarzt oder Tierärztin überhaupt anbieten? Welche technischen Voraussetzungen müssen gegeben sein? Und welche Vorteile bringt die Videoberatung?

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Online Befunde: Gesetzliche Regelungen bei telemedizinischer Beratung

In den deutschen Haushalten lebten im Jahr 2019 rund 34 Millionen Haustiere unterschiedlichster Arten. Katzen stellen mit rund 14,7 Millionen Tieren das beliebteste Haustier der Deutschen dar. Die 10,56 Millionen Hunde liegen immer noch auf Platz zwei der populärsten Haustiere Deutschlands. Videosprechstunde statt Praxisbesuch – diese Form des Tierarztbesuches wird immer beliebter, erspart sie Haustier und Herrchen doch lange Fahrten und Stress im Wartezimmer. Veterinär:innen bauen ihr Angebot immer weiter aus und bieten individuelle Beratungen, die Stellung von Verdachtsdiagnosen und Anordnungen von Therapien und Medikationen an. Jedoch ist die rechtlich korrekte Anwendung der telemedizinischen Anwendung in der veterinärmedizinischen Praxis noch stark eingeschränkt. Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt, dass andere Länder wie Skandinavien und die USA Deutschland in diesem Bereich schon einen großen Schritt voraus sind.

Die Bundestierärztekammer gibt Tierärzt:innen in Deutschland unter anderem folgende Empfehlungen für die Behandlung in der Videosprechstunde:

  • Das Anbieten telemedizinischer Dienstleistungen ist an eine Niederlassung oder eine Anstellung bei niedergelassenen Tierärzt:innen gebunden.
  • Eine telemedizinische Befunderhebung bzw. -auswertung kann nicht in einer klinischen Diagnose, sondern im besten Falle in einer vorläufigen bzw. Verdachtsdiagnose münden. Eine abschließende Diagnose setzt eine eingehende klinische Untersuchung voraus (Ausnahmen sind jedoch in besonderen Situationen möglich).
  • Arzneimittel, die unter die Verschreibungspflicht fallen, können nicht aufgrund einer telemedizinischen Befunderhebung bzw. –auswertung verordnet werden (Ausnahme: Folgeverordnungen, denen eine eingehende klinische Untersuchung vorausgegangen ist).

Nutzen und Risiko: Digitale Sprechstunde oder der Vor-Ort-Besuch?

Die Videosprechstunde bietet praktisch Tierärzten und Tierärztinnen, gerade in Zeiten von Corona einen klaren Vorteil: das Homeoffice. Dafür sollten die Fachleute jedoch eine gewisse Erfahrung mitbringen, da wichtige Komponenten wie Sinneseindrücke, Gerüche und das Abtasten und Abhören von Organen wegfallen. Vor allem Berufseinsteiger:innen sind auf diese Informationen angewiesen, um eine zutreffende Diagnose stellen zu können. Weitere Vorteile der Onlinesprechstunde sind die Einschränkung der Ansteckungsgefahr von Tierhalter:innen und Tierärzt:innen in Pandemiezeiten, sowie die Tatsache, dass das Verhalten der vierbeinigen Patienten in ihrer gewohnten Umgebung eventuell sogar besser beurteilbar ist. Praxen können außerdem kurzfristige Termine, auch außerhalb der gängigen Sprechzeiten anbieten. Zudem ist es für Herrchen weniger aufwändig, sich eine Zweitmeinung einzuholen. Bei aller Einfachheit darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass die körperliche Untersuchung per Video stark eingeschränkt ist und die telemedizinische Beurteilung ein gutes Vertrauen zwischen Tierhalter:innen und Tierärzt:innen voraussetzt.

Auch die technische Umsetzung, die mit einer Videosprechstunde einhergeht, stellt sowohl für Anbieter als auch Nutzer:innen eine Herausforderung dar. Beide Parteien müssen sich mit der Handhabung der Telemedizin auseinandersetzen. Anrufe und Chats über gängige Messenger wie Whatsapp und andere Social Media Kanäle sind zwar beliebt, jedoch ist dieser Weg datenschutzrechtlich nach DSGVO auch für Tierärzte nicht zulässig und überfordern zudem in dieser Form auch häufig den straffen Arbeitsalltag einer Tierarzpraxis. Auch die Art der Bezahlung muss im Vorfeld überlegt sein. Plattformen in der Humanmedizin wie MEDITyme, gestalten es Health-Spezialist:innen besonders einfach, mit ihren Partient:innen in Kontakt zu treten. So auch die neue tiermedizinische Plattform VetGuru; auf dem Dienstleistungsportal können exklusiv Tierärzt:innen ihren Kund:innen eine digitale Betreuung anbieten. Über die Plattform lässt sich simpel und schnell – ohne Downloads oder Installationen – eine Verbindung für eine Beratung oder Ersteinschätzung aufbauen. So ist der eigene Haustierarzt oder Haustierärztin nur zwei Klicks entfernt. Dabei werden sensible Kundendaten durch die dauernde Verschlüsselung der Verbindung nicht aus der Hand gegeben.

Fazit: Telemedizinischen Behandlungen als gute Ergänzung zu klassischem Tierarztbesuch

Fakt ist: Ein Tier ist kein Mensch. Es kann nicht eigenständig beschreiben, wo es schmerzt oder wie es sich fühlt. “Gerade im Vergleich zur Alternative der telefonischen Beratung bietet die Telemedizin doch große Vorteile”, so Tierarzt Harald Pfeiffer, “abhängig von meiner Berufserfahrung bin ich immer weniger auf direkte Interaktion angewiesen und kann vieles visuell beurteilen. Besser als allein durch telefonische Aussagen des Tierhalters”.

Zwar sind in der Veterinärmedizin die Interaktionen mit den tierischen Patient:innen, wie Abhören und Abtasten ausschlaggebend, um eine fachgerechte Diagnose stellen zu können. Doch Videosprechstunden sind sehr hilfreich, wenn es sich beispielsweise um besonders ängstliche oder aggressive Tiere handelt, nur die Folgeverordnung von Medikamenten nötig ist oder der Halter oder die Halterin unsicher ist und eine kompetente Ersteinschätzung benötigt. Ob der Gang zum Laptop oder der Griff zum Smartphone ausreichend oder der Besuch in der Praxis notwendig ist, muss also sorgfältig im Einzelfall entschieden werden. Für eine erste professionelle Beurteilung der Lage ist die telemedizinische Beratung aber in jedem Fall ein hilfreicher und sinnvoller Schritt in Richtung weiterer Digitalisierung der Tiermedizin.